Dropbox richtet Backdoor für US-Behörden ein

Ein Stück weiter unten hatte ich über Dropbox berichtet. Leider hat sich der Dienst soeben selbst ins Aus befördert, denn wie netzpolitik.org meldet, hat man den US-amerikanischen Behörden bereitwillig eine Backdoor eingerichtet und die AGBs geändert – vorsichtshalber ohne das den Nutzern deutlich zu kommunizieren.

Da ich Dropbox im anderen Artikel aufgrund der Funktionalität lobe, möchte ich es nicht vermeiden jetzt ausdrücklich darauf hinzuweisen, was der Betreiber sich da erlaubt und dass man sich genau überlegen sollte, welche Dateien man auf seinem Dropbox-Account ablegt.

Leider beschreibt der Artikel auf netzpolitik.org hauptsächlich alternative Lösungen die nur auf Linux funktionieren und/oder (wie unter Linux üblich) für „normale“ Benutzer hoch umständlich daher kommen, dem durchschnittlichen Windows-Nutzer also nicht wirklich weiterhelfen (die schiere Simplizität des Dropbox-Clients war ja dessen positivstes Feature). Eine mögliche gangbare Lösung ist Wua.la, ich werde das mal wieder testen, nachdem ich vor Jahren bereits damit zu tun hatte und es aus meiner Aufmerksamkeit verschwand.

Eine weitere Möglichkeit wäre es wohl, seine Daten gleich verschlüsselt in der Amazon-Cloud abzulegen, auch das werde ich mal testen.

[Update:] Dank an Cynx für den Hinweis auf die Anleitung, um einen Truecrypt-Container in die Dropbox zu legen, ohne dass der immer vollständig gesynct wird.

[Update2:] Wua.la beherrscht in der kostenfreien Version kein Autosync.

[Update3:] Dropbox nimmt Stellung, erneut Dank an Cynx für den Link. Zum einen liest sich das wie eine Mitteilung der Public Relations-Abteilung mit der man versucht Gutwetter zu machen, zum anderen behaupten sie viele Dinge, die man nicht nachprüfen kann (z.B. kein Zugriff durch die Mitarbeiter, Menge an Anfragen der amerikanischen Behörden). Und man entschuldigt sich – zu Recht – dafür, dass man die Änderung und die Gründe dafür nicht offen kommuniziert hat. Meine Dateien liegen inzwischen in einem Truecrypt-Container in der Dropbox.

Dropbox-Logo Copyright Dropbox

Erneutes Datenschutzleck bei SchülerVZ

Erneut gibt es bei SchülerVZ, der Social-Media-Plattform für Schüler, ein Datenleck, das den Zugriff auf die Daten der Nutzer zulässt. Netzpolitik.org wurden 1,6 Millionen Datensätze zugespielt, das sind 30% der Angemeldeten. Zuletzt gab es Ende letzten Jahres ein ähnliches Problem.

Was daran besonders bitter ist: erneut schmückt sich eine Plattform mit massiven Sicherheitsproblemen mit dem TÜV-Siegel für Datenschutz, das bereits im Zusammenhang mit Libri und anderen als fragwürdig in die einschlägigen Medien gekommen war. Zudem gab sogar die Stiftung Warentest erst kürzlich bei einem Test der namhaftesten Anbieter SchülerVZ in sachen Datenschutz deutlich bessere Noten als anderen Social-Media-Plattformen. Auch die Computer-Bild spendierte der Plattform in Sachen Privatsphäre einen einen ersten Platz, aber das erwähne ich nur der Vollständigkeit halber, denn wer die Inhalte des Blattes als ernsthaft betrachtet, dem gehört sofort der Computer abgenommen… :o)

Bei allen fragt man sich, was die eigentlich testen? Und man fragt sich weiterhin, ob das TÜV-Siegel etwas anderes ist, als eine Lizenz zum Geld drucken für den TÜV Rheinland? Hier liegt meiner Ansicht nach auch der eigentliche Skandal: da wird eine Seite getestet und eine Plakette vergeben, die dem Nutzer Sicherheit suggeriert, denn es handelt sich ja bei den Vergebern um eine angesehene Organisation. Wenn der Anbieter der zertifizierten Seite aber Änderungen vornimmt, kommt es offenbar nicht zu einer erneuten Prüfung (die kostet ja Geld). Die verantwortlichen beim TÜV sollten nochmal eingehend darüber nachdenken, was sie an dieser Zertifizierung bzw. der dauerhaften Kontrolle verbessern können, damit es nicht zu weiterer Rufschädigung und schlechter Presse kommt.

Update: Netzpolitik.org im Interview mit dem Entdecker des Datenlecks. Hintergründe und die Tatsache, dass SchülerVZ auf Kontaktaufnahmen zu dem Thema nicht reagiert…

2. Update: Hier noch ein Link zu einem Artikel bei Heise.